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Er antwortete nicht.
Da verstand sie.  Heißt das, daß ich sterben werde? flüsterte sie
entsetzt.
Ellen tauchte mit einer Schachtel in der offenen Tür auf, die sie in
Jerichos Richtung warf. Sie landete vor seinen Füßen, und er schob
sie mit seiner Stiefelspitze hinüber zum Bett. In diesem Moment wußte
Catherine, daß es keiner von ihnen gewesen war, der ihr den Vogel
hingelegt hatte. Sie waren beide zu offensichtlich schockiert.
Jericho schob die Eule mit dem Stock vom Bett herunter, und sie
landete mit einem dumpfen Aufprall in der Schachtel.  Mit wem bist du
in letzter Zeit übel umgesprungen, Katzenauge?
Skeptisch sah sie ihn an.  Die hier Anwesenden ausgeschlossen?
Seine Mundwinkel zuckten.  Ja.
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 Da fällt mir niemand ein.
 Hast du jemandem das Leben gerettet, dem es eigentlich vorbestimmt
war zu sterben?
 Du weißt, daß es nicht so ist. Plötzlich dämmerte ihr, worauf er
hinauswollte.  Du glaubst, daß ich dem wolfman in die Quere
gekommen bin, stimmt's? Du vermutest, daß ich mir seinen Zorn
zugezogen haben könnte.
Ellen erbleichte.  Er wird uns alle holen , flüsterte sie.  Wenn hier,
in der Klinik etwas geschehen ist, was ihn aufgebracht hat ...
Catherine mochte Ellen zwar nicht, aber dennoch fiel es ihr schwer mit
anzusehen, welche Höllenqualen der Angst die Krankenschwester litt.
Sie, Catherine, wußte sehr gut, daß nicht der wolfman für dies hier
verantwortlich war, sondern vielmehr Victor. Sie setzte zu einer
Erklärung an, sagte dann aber doch nichts.
Sie konnte Ellen Lonetree nicht trauen, ebensowenig wie sonst
jemandem hier, es könnte sie das Leben kosten. Hilflos preßte sie
die Lippen aufeinander.
 Was ist? fragte Jericho. Er hatte bemerkt, daß sie etwas hatte
sagen wollen. Mit einemmal erschien es ihr, als könnte er ihre
Gedanken lesen, wenn sie ihm nur genug Zeit dazu geben würde.
 Nichts , flüsterte sie.  Ich ... ich denke nur ... du bist auf dem
Holzweg.
In seinen Augen blitzte etwas auf. Hatte er Verdacht geschöpft?
Ihre Kehle fühlte sich plötzlich an wie zugeschnürt.
 Ja? fragte er zu mild.  Was für eine Theorie hast du denn?
 Es gibt schrecklich viele Leute, die mich nicht hier haben wollen ,
brachte sie heraus.  Vielleicht will mir ja nur jemand einen Schreck
einjagen.
 Niemals mit solchen Mitteln. Es sei denn, es wäre ein wolfman.
Catherine zuckte hilflos die Schultern.
Jericho lugte in die Schachtel.  Und das Ding um seinen Schnabel sagt
dir auch nichts?
 Ich... nein.
Er sah sie wieder scharf an, doch dann nahm er wortlos die
Schachtel und trug sie zur Tür. Ellen sprang ängstlich zur Seite, und
Catherine folgte ihm.
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 Was hast du damit vor?
 Verbrennen. Und über der Asche einen Gesang abhalten. Er legte
die Schachtel draußen auf den Boden und sah Ellen an.  Ich brauche
Streichhölzer. Sind drüben in der Klinik welche?
 Ich gehe nachsehen. Damit eilte sie davon.
 Hier? Jetzt? Catherine überlegte fieberhaft. Brauchte sie den Vogel
oder das Stückchen Stoff womöglich noch als Beweismittel? Sie
konnte sich zwar nicht vorstellen, weshalb, aber ganz
ausgeschlossen war es nicht.
 Der Vogel darf auf keinen Fall hierbleiben , erklärte Jericho
kategorisch.  Der wolfman würde zurückkommen. Wolfmen haben
nicht die Angewohnheit, irgendwelche Sachen von sich herumliegen zu
lassen. Er käme mit Sicherheit zurück.
 Dann wüßten wir wenigstens, wer es ist.
Er kniff die Augen zusammen.  Er würde nicht in menschlicher
Gestalt kommen.
In Catherines Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander.
Wie ernsthaft Jericho das sagte. Wieder hatte sie das Gefühl, daß ihr die
Realität zwischen den Fingern hindurchrieselte wie Sand.
 Was wirst du singen? brachte sie schließlich mühsam heraus.  Machst
du eine richtige Zeremonie?
 Nein. Für das hier brauche ich nur einen einzigen Gesang.
 Wird er wirken?
 Ist das wichtig für dich?
Ja, dachte sie. Ja, es war wichtig. Selbst in Anbetracht dessen,
daß der Feind Victor war, konnte sie doch alle Hilfe brauchen, die sie
nur bekommen konnte, auch wenn es nur Indianerhokuspokus war.
Während sie nickte, fühlte sie sich plötzlich beschämt.
 Entschuldige , sagte sie leise.
Er hob die Augenbrauen.  Was?
 Daß ich so skeptisch bin. Wenn ich gläubig wäre, würde es mich
wahrscheinlich auch auf die Palme bringen, wenn mir ein Atheist ständig
erklären würde, daß es keinen Gott gibt.
Er sagte eine so lange Zeit nichts, daß sie schon damit rechnete, daß er
ihr überhaupt nicht antworten würde. Seine Blicke schweiften über
die zerklüfteten Berge, die sich vor dem Horizont erhoben. Schließlich
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atmete er seufzend aus.
 Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Katzenauge. Dies hier ist ein
fremdes Land mit uralten Sitten und Gebräuchen. Ihr in der Stadt
habt Hexen und Geister. Bei uns gibt es eben wolfmen und chindis.
Deine Leute reden nicht über die Geister, vor denen sie sich fürchten,
meine dagegen akzeptieren sie als etwas, das zu ihrem Leben
dazugehört. Manchmal ist es schwierig, die Grenzen zu ziehen, sogar
für uns.
Catherine rang sich ein schwaches Lächeln ab.  Nun, ich glaube
aber auch nicht an Hexen und Geister.
Ellen brachte die Sachen, die er brauchte, und Catherine trat einen
Schritt zurück, um ihm Platz zu machen.  Ich könnte ja jetzt Eddie
Begay den Wagen zurückbringen , schlug sie schließlich vor.
Jericho, der inzwischen das Feuer angezündet hatte, sah auf.  So? Und
wie willst du ihn finden?
 Shadow hat gesagt, daß er in einer Werkstatt in Shiprock arbeitet.
 In welcher?
 Wie viele gibt's denn dort?
 Drei.
Sie war leicht verunsichert.  Dann frage ich mich eben durch.
Die Wahrheit war, daß sie dringend telefonieren mußte und nicht
wagte, dieses Gespräch von der Klinik aus zu führen.
Das Feuer brannte nun lichterloh. Der aufsteigende Gestank
verursachte ihr Übelkeit.
 Und wie kommst du zurück? erkundigte er sich.
Catherine zögerte. Darüber hatte sie noch nicht nachgedacht.
 Warte noch fünf Minuten, dann komme ich mit.
Panik machte sich in ihr breit. Hundert Meilen mit ihm zusammen
eingesperrt in seinem Rover? Das hielt sie nicht aus. Außerdem durfte er
keinesfalls dabeisein, wenn sie telefonierte. Würde sie andererseits
sein Angebot ablehnen, wüßte sie in der Tat nicht, wie sie wieder hier
herauskommen sollte.
 Ich kann ja schon mal vorausfahren, und wir treffen uns dann
dort , schlug sie vor.
Er nickte.  Die Werkstatt ist bei der Exxon-Tankstelle.
 Okay.
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In Shiprock hielt Catherine vor der ersten Telefonzelle, an der sie
vorbeikam.  Horace Shilling , verlangte sie, nachdem sich am
anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme gemeldet hatte. Wenig
später nahm ein Mann ab.  Hier ist Catherine Landano , sagte sie.
Es knisterte in der Leitung. Schweigen.  Wo, zum Teufel, stecken
Sie denn? kam es schließlich ungehalten.
Catherine fühlte Ärger in sich aufsteigen.  Mir blieb ja nichts
anderes übrig, als mich selbst in Sicherheit zu bringen , sagte sie
widerborstig.  Mit Ihren Jungs bin ich ja nicht allzugut gefahren.
Er äußerte sich nicht weiter dazu.  Wo sind Sie? wiederholte er.
 Am Leben. Wo ist Victor?
 Hier in Boston.
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