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Mutter nannte, und die ihn gestern fortgeschickt und gesagt hatte; daß er Geld Nu zur Tür hinaus, über den Hof und aus dem Hause. Das arme Kind lief, bis
herschaffen solle. Nichts hatte er bekommen, nur hungrig und durstig war er! es ganz außer Atem war. Er machte halt vor der Kirche St. Croce, deren Tore
Noch einmal umhalste er das Bronzeschwein, küßte es auf den Rüssel, nick- sich in der vergangenen Nacht vor ihm geöffnet hatten, und ging hinein; alles
te ihm zu und wanderte dann von dannen nach einer der engsten Gassen, strahlte. Er kniete vor dem ersten Grabe zur Rechten nieder, es war
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Michelangelos Grab, und bald schluchzte er laut.  Die Menschen kamen und Und der Knabe blieb im Hause, und die Frau lehrte ihn selbst das Nähen. Er
gingen. Die Messe wurde gelesen, niemand nahm Notiz von dem Knaben. aß gut, er schlief gut, er wurde munter und begann nun Bellissima, so hieß
Nur ein ältlicher Bürger hielt an, betrachtete ihn  und ging dann fort, wie die der kleine Hund, zu necken. Die Frau drohte mit dem Finger und schalt und
anderen auch. wurde böse. Und das nahm sich der Junge zu Herzen. Gedankenvoll saß er in
Hunger und Durst plagten den Kleinen, er war halb ohnmächtig und so seiner kleinen Kammer, die auf die Straße hinausging, wo die Häute getrock-
schwach. So kroch er in die Ecke zwischen der Wand und dem net wurden. Dicke Eisenstangen waren vor den Fenstern. Er konnte nicht
Marmormonument und fiel in Schlaf. Es war gegen Abend, als er wieder auf- schlafen und seine Gedanken waren bei dem Bronzeschwein. Plötzlich hörte
wachte. Jemand schüttelte ihn und er fuhr empor. Derselbe alte Bürger stand er es draußen: Klatsch, klatsch! ja, das mußte es sein! Er sprang ans Fenster,
vor ihm. aber da war nichts zu sehen, es war alles vorbei.
 Bist Du krank? Wo gehörst Du denn hin? Bist Du denn hier den ganzen Tag  Hilf dem Herrn, seinen Farbenkasten zu tragen! sagte die Frau am Morgen
gewesen? Das waren ein paar von den vielen Fragen, die der Alte an ihn zu dem Knaben, als der junge Nachbar, ein Maler, mit dem Kasten und einer
richtete. Sie wurden beantwortet, und der alte Mann nahm ihn mit sich in sein zusammengerollten Leinewand beladen daher kam. Und der Knabe nahm den
kleines Haus in einer der Seitenstraßen in der Nähe. Es war eine Kasten, folgte dem Maler und sie gingen nach der Galerie und gerade diesel-
Handschuhmacherwerkstatt, in die sie hereintraten. Die Frau saß noch fleißig be Treppe hinauf, die er so gut von jener Nacht her kannte, als er auf dem
beim Nähen, als sie kamen. Ein kleiner, weißer Bologneser, so kurz abge- Bronzeschwein geritten war. Er kannte die Statuen und Bilder, die herrliche
schoren, daß man die rosenrote Haut sehen konnte, hüpfte auf den Tisch und Marmorvenus und die gemalte wieder, und er sah die Mutter Gottes, Jesus
sprang dem kleinen Knaben etwas vor.  und Johannes.
 Die unschuldigen Seelen kennen einander, sagte die Frau und streichelte Nun hielten sie vor dem Bilde des Bronzino an, wo Christus in die Unterwelt
den Hund und den Knaben. Er bekam zu essen und zu trinken bei den guten hinabfährt und die Kinder um ihn herum in süßer Erwartung des Himmels
Leuten, und sie erlaubten ihm auch, die Nacht über hierzubleiben. Am näch- lächeln; das arme Kind lächelte auch, denn hier war es in seinem Himmel.
sten Tage wollte Vater Guiseppe mit seiner Mutter reden. Er bekam ein klei-  Nun kannst Du nachhause gehen sagte der Maler zu ihm, da er bereits
nes ärmliches Bett, aber ihm, der so oft auf dem harten Steinpflaster schlafen solange dagestanden hatte, wie der Maler seine Staffelei aufgestellt hatte!
mußte, erschien es königlich prächtig. Er schlief gut und träumte von den  Darf ich Euch beim Malen zusehen? fragte der Knabe,  darf ich sehen, wie
schönen Bildern und dem Bronzeschwein. Ihr das Bild auf das weiße Stück hier herüber bekommt?
Vater Guiseppe ging am nächsten Morgen aus, und das arme Kind war wenig  Jetzt male ich nicht! antwortete der Mann und nahm seine schwarze Kreide
froh bei dem Gedanken, denn es wußte, daß dieser Gang dem Zwecke dien- hervor. Hurtig bewegte sich die Hand, das Auge maß das große Bild, und
te, es zu seiner Mutter zurückzubringen. Und er weinte und küßte den klei- trotzdem nur feine Striche erschienen, stand Christus doch bald schwebend,
nen lustigen Hund, und die Frau nickte ihnen beiden zu.  wie auf dem farbigen Bilde, auf der Leinwand.
Und was für einen Bescheid brachte Vater Guiseppe zurück? Er sprach lange  Aber so geh doch! sagte der Maler, und der Knabe wanderte stille heim-
mit seiner Frau, und sie nickte und streichelte den Knaben.  Es ist ein präch- wärts, setzte sich auf den Tisch und  lernte Handschuhe nähen.
tiges Kind! sagte sie.  Er könnte einen eben so guten Handschuhmacher Aber den ganzen Tag über waren seine Gedanken in der Bildergalerie, und
abgeben, wie Du es warst! Und Finger hat er, so fein und geschmeidig. Die deshalb stach er sich in den Finger und stellte sich ungeschickt an, aber er
Madonna hat ihn zum Handschuhmacher bestimmt! neckte auch Bellissima nicht. Als es Abend wurde und die Haustür gerade
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offenstand, schlich er sich hinaus. Es war kalt aber sternenklar, hell und Das war eine Not und ein Jammer! Er wußte nicht, ob er in den Arno sprin-
schön, und er wanderte durch die Straßen, in denen es bereits ruhig war, und gen oder nachhause gehen und dies eingestehen sollte. Sie würden ihn gewiß
bald stand er vor dem Bronzeschwein. Er beugte sich zu ihm nieder, küßte totschlagen, dachte er.   Aber ich will mich gern totschlagen lassen! Ich will
den blanken Rüssel und setzte sich auf seinen Rücken.  Du freundliches sterben, dann komme ich zu Jesus und der Madonna! und er ging heim, [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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